8.11.2019 – 8.12.2019
Die große Fabriketage im RÖHM ermöglicht eine Überschau des Werks von Bruno Ensslen.
Diese zeigt ihn als sehr vielseitigen Maler, der verschiedene gestalterische Auffassungen auf hohem Niveau souverän beherrschte und damit thematisch verschiedene Serien realisierte. Zum Beispiel die Reihe von sechs betagten Menschen, die je in Lebensgröße ganz-figurig und fotorealistisch genau wiedergegeben sind. Auf weißem Grund vor dem Betrachter stehen sie und blicken den Betrachter an – bäuerliche, einfache Alte allesamt, doch von Bruno Ensslen wirkungsmächtig inszeniert als »Würdenträger« – münzt sie um in eine starke Behauptung der menschlichen Würde. Hier erlebt man einen direkten Bezug zum Anliegen von Augenmerk e.V.i.G.
Bruno Ensslen ist als Designer, Fotograf und Maler
im Remstal gestartet, u.a. Mitinitiator des Clubs Junger Künstler, Vorläufer der Manufaktur. Und mit einer lebenslangen Beziehung zur Gegend.
Augenmerk e.V.i.G. widmet sich dem Thema einer menschenwürdigen Pflege von alten und dementen Menschen und befördert hier neue Ansätze. Einer davon ist das Betrachten von Kunstwerken als Mittel, Gefühl und Gedächtnis gleichermaßen anzusprechen und so Lebensqualität zu schaffen.
Vor diesem Hintergrund erscheint es nicht abwegig, dass sich die Initiatorin des Vereins, Sibylle Mülder, eine Ausstellung zum Auftakt gewählt hat – als visuelles Ausrufe- und Aufmerkzeichen für den Beginn der Vereinsaktivitäten in Schorndorf.
Das Röhm
Die alte Lederfabrik Schorndorf und ihre historischen Backsteingebäude sind mit ihren reizvollen Nischen und Plätze geradezu prädestiniert für die Präsentation dieser Werke. Menschen und Ihre Charaktere, geprägt durch Ihre Vergangenheit aber in derzeitiger Präsenz – Bruno Ensslen.
Wolle als Material formt und gestaltet Wesen, Typen, Charaktere – Veronika Missel.
Überraschend und sehenswert im RÖHM!
das-roehm.de
Veronika Missel
Veronika Missel erschafft als Künstlerin eine ganz andere Welt. Sie gestaltet als Plastikerin mit einem bildhauerisch untypischen Material: Schafwolle. Damit formt sie über Metallgestellen eigentümliche Gestalten zwischen Mensch und Tier, mit Anmutungen von Karikaturen: Typen, Charaktere, wie die »Bartifone«: Wesen, manchmal auf zwei Beinen, die anstelle von Köpfen Schalltrichter von Blechblasinstrumenten aufweisen; das macht sie zu Rufern, und der Betrachter hört schier den Ton, der den plumpen, wankenden oder zerzausten Wesen entfährt.
Veronika Missel lässt gerne ihre »Grottenwollme«, »Lanozyten« oder »Erlkönige« benannten Gruppen »kunstferne« Orte besiedeln wie (bisher schon) Gefängniszellen, Umkleidekabinen oder Luftschächte. Die ehemalige Lederfabrik ist gerade solch ein potenter Ort, der viele Bezugnahmen nahelegt und über das Aufstellen der Plastiken hinaus zu installativen Eingriffen herausfordert.